Ewiges Gedächtnis wahrer Freundschaft
Alba amicorum – ein kulturgeschichtliches Ausdrucksmittel
Autor: Gerhard Seibold
Editorial: Ernst Gamillscheg
Mit der Studie von Gerhard Seibold liegt bereits Nummer 21 der Supplemente der Codices
Manuscripti & Impressi vor. Nach Kongreßbänden zu verschiedenen Themen – etwa zum Umgang mit dem Phänomen „Zeit“ (Supplementum 19 und 20) oder zur Buchproduktion im ausgehenden Mittelalter, der Sammlung von Untersuchungen zur Geschichte des griechischen Buches von der Spätantike bis in die Renaissance (Supplementum 3) und Katalogen von Textzeugen der Liturgie des Mittelalters folgt nun die Untersuchung einer Quellengattung für die mikrohistorische Forschung im Kontext der Epoche ihrer Entstehung. Seit dem 16. Jahrhundert entstanden Alba amicorum, deren Funktion als Beleg für den Sammler und als Dokumentation seiner Reisen zu definieren ist. Selbstverständlich spiegelt die Anordnung der Einträge hierarchische Strukturen der jeweiligen Gesellschaft (bei Studenten stehen die Professoren an der Spitze). Wappen, Bilder und Embleme schmücken die einzelnen Einträge und zeigen die Vorliebe für jene Techniken, die vom 16. bis zum 18. Jahrhundert verwendet wurden. Wie vom Verfasser betont, hängt die Häufigkeit der Illustrationen auch von der Verfügbarkeit der entsprechenden Spezialisten ab. Aus der Entstehung der Stammbücher im Zeitalter der
konfessionellen Konflikte ergibt sich auch der Umstand, daß sich die Sammler als Vertreter der Kirchen der Reformation an jene Universitäten begaben, die von Lutheranern bzw. Calvinisten geprägt waren. Wittenberg ist stark vertreten und Regensburg als Stadt der Reichstage bot auch die Gelegenheit, Persönlichkeiten des kaiserlichen Hofes bzw. Vertreter der Landesfürsten zu treffen, die in den Sammelbänden vertreten sind. Dem Verfasser ist es gelungen, Inhalt und technische Details der einzelnen Bände genau zu
beschreiben. Umfangreiche Register erschließen die Publikation, deren Wert für die betreffenden Jahrhunderte von großer Bedeutung ist.