Rezension "Süddeutsche Zeitung GmbH, 12. Mai 2022"
„Mountainbikes und Morde ...“ von Alfred Karl Rudolf (Verlag Brüder Hollinek, 2015, 424 Seiten). Ein literarischer Krimi um einen arbeitslosen Koch und einen Ex-Studenten, beides ambitionierte Mountainbiker, die eine Wiener Postfiliale überfallen. Der Startschuss
für eine wilde Reise durch die Wiener Unterwelt und für rasante Touren durch Stadt und Umland. Spannend erzählt, mit viel Lokalkolorit ausgeschmückt. Wiener Mountainbiker schwören, dass die MTB-Routen präzise recherchiert sind.
Ein Sittenbild aus Wien und Umgebung, verpackt in einen spannenden Kriminalroman, der den verschlungenen Wegen zweier kleiner Ganoven in die Welt des organisierten Verbrechens folgt. Auch die Polizei folgt einer eigenen Logik, welche mehr auf interne Machtkämpfe und Pseudoerfolge ausgerichtet ist, als den wirklichen Verbrechern auch nur nahe zu kommen.
Ein Sittenbild bestehend aus Feindschaften unter Freunden und der latent passiven Art des typischen Wieners, dessen goldenes Wienerherz häufig nur ihn selbst einschließt. Zumeist akzeptieren diese in der Außenwahrnehmung als gemütlich angesehenen Wiener andere nur insoweit, als dass sie ihnen herzlich egal sind. Die stark vorhandene nationale Strömung kommt als wehleidiges, besoffenes Beklagen der guten alten Zeit und als Gemütlichkeit getarnt daher. Eine Tarnung, die frappant an einen Guerilla-Krieg erinnert, dem Feind nur keine Angriffsfläche zu bieten, doch zuzuschlagen, wenn es keiner vermutet. Die organisierte Kriminalität nutzt diesen Charakterzug geschickt aus und fühlt sich in dieser Umgebung mehr als wohl. Gewalt, Sex und Ausbeutung regen keinen auf, solange nur die Fremden davon betroffen sind.